Ermittler lösen Bande hinter betrügerischer Bitcoin Masche auf

Hohe Gewinne wurden versprochen – am Ende haben jedoch Tausende Nutzer richtig viel Geld verloren. Nach den SR- und NDR-Recherchen befinden sich unter den Geschädigten auch zahlreiche Deutsche.

 

Kopf der Bande wurde in Wien festgenommen

 

Wieder einmal stehen sogenannte Trading-Plattformen im Mittelpunkt des Geschehens: Webseiten, auf denen versprochen wird, dass die Nutzer das schnelle Geld mit Wetten auf Aktienkurse, Währungsschwankungen oder auch mit Krypto-Währungen machen können, sollte einfach nicht das Vertrauen geschenkt werden. Die Geschädigten wurden von den Betrügern in sozialen Netzwerken kontaktiert, dann wurden hohe Gewinne versprochen und nach der Registrierung wurden sie dann immer wieder angerufen und auch per Chatnachrichten gedrängt, Einzahlungen vorzunehmen. Zahlreiche Chat-Protokolle, die den Reportern von SR wie NDR vorliegen, geben einen Einblick, wie frech die Betrüger hier vorgegangen sind.

 

Nach den neuesten Recherchen haben die Betrüger sogar eigene Call-Center-Einrichtungen betrieben, um die Kunden telefonisch unter Druck zu setzen. Ein in Kosovo stationiertes Call-Center wurde bereits vor ein paar Wochen durchsucht – auch in Deutschland, Tschechien, Bulgarien und Österreich gab es Razzien. Die Staatsanwaltschaft Saarbrücken hat gegenüber NDR und SR bestätigt, dass es insgesamt „35 Hausdurchsuchungen von Geschäftsräumen, Wohnungen wie Call-Centern“ gegeben hat.

 

Der Kopf der Bande, die zahlreiche solche Trading-Plattformen betrieben hat, soll der Deutsche Karsten L. sein. In der Vergangenheit hat der seit Jahren in der Glücksspielbranche aktive Geschäftsmann diverse Online Poker-Seiten betrieben. Vor ein paar Jahren hat sich Karsten L. auch mit Vertretern des 1. FC Köln fotografieren lassen, da er einen Sportwettenanbieter geleitet hat, der den Verein unterstützte. Zurzeit befindet sich L. in Untersuchungshaft in Wien. Zum aktuellen Zeitpunkt ist unklar, wann Anklage erhoben wird – die Ermittler sind nämlich noch mit der Datenauswertung beschäftigt. Im Zuge der Hausdurchsuchungen wurden rund 5 Terabyte an Daten sichergestellt.

 

Der entstandene Schaden könnte mehrere Millionen Euro betragen

Die Geschädigten haben davon berichtet, dass die vermeintlich erzielten Gewinne nie ausbezahlt wurden – die Betreiber verwiesen immer wieder auf Software-Fehler. Es gab auch Berichte darüber, dass der persönliche Berater auf Reisen sei und somit eine Auszahlung erst später durchgeführt werden könnte. Ganz egal, welche Ausrede verwendet wurde – am Ende hat kein Kunde das versprochene Geld gesehen, sodass jeder Geschädigte einen Totalverlust verbuchen musste. Nun geht die Staatsanwaltschaft auch dem Verdacht nach, dass nie Geld investiert wurde – das heißt, das Geld, das von den Kunden kam, wurde nie veranlagt, sondern direkt von den Betrügern abgezweigt.

 

Zudem gehen die Ermittler auch davon aus, dass die international agierende Gruppe nachstehende Plattformen betrieben hat: „Option 888“, „XMarkets.com“, „TradeInvest90“, „TradoVest“ und „ZoomTrader“. Laut den Kundendateien sind mehr als 200.000 Deutsche auf derartigen Plattformen registriert. Noch ist aber unklar, ob alle auf den Seiten registrierten Kunden auch tatsächlich Geld investiert haben.

 

Aktuell werden in Saarbrücken 233 Strafanzeigen bearbeitet, die im Zusammenhang mit den oben erwähnten Trading-Plattformen stehen. Im Durchschnitt verlor jeder Kunde um die 40.000 Euro. Das heißt, der Schaden, der auf allen Plattformen entstanden ist, könnte in den mehrstelligen Millionenbereich ragen.

 

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Geschädigten das Geld wiedersehen, ist gering. Am Ende sind die Ermittlungsergebnisse davon abhängig – wird sich überhaupt noch Geld auf den Konten der Betrüger finden? „Das sind schon Dramen, die sich hier abspielen“, so Elfriede Sixt, eine Wirtschaftsprüferin aus Wien, die nun den Betrugsopfern zur Seite steht. „Es hat Familien gegeben, da haben der Vater, der Sohn und die Tante investiert.“

Anleger müssen vorsichtiger sein

 

Zu beachten ist, dass das Geschäft bei den anderen verdächtigen Plattformen weiter geht. Aus diesem Grund müssen Anleger weiterhin vorsichtig bleiben und nur dann ein Konto eröffnen, wenn der Anbieter eine gültige EU-Lizenz besitzt. Von Seiten der BaFin, der deutschen Bankenaufsicht, wurde eine eigene Online-Datenbank eingerichtet, in der sich alle Lizenznehmer finden.

 

Fehlt bei einem Portal das Impressum, werden scheinbar unrealistische Versprechen gemacht oder gibt es Erfahrungsberichte, die davon handeln, dass es sich hier um Betrug handelt, so sollte man besser die Finger davon lassen – das Risiko, dass man hier sein gesamtes Geld verliert, ist einfach zu hoch.